Es war einmal ein Mädchen, dessen elementarer Lebensmittelpunkt für 72 Tage in der Suche nach einem Kühlerdeckel bestand. Letzten Donnerstag, also 1728 Stunden nach Tag x, ist es dann endlich passiert.
Der mühsame Weg zum Objekt der Begierde hat ein Ende: Spontan nach einem mühsamen Arbeitstag, beschließe ich meinen Nerven (ich halte das ständige Gepiepse meines Audis nicht mehr aus) und meinem Auto etwas Gutes zu tun: Ich betrete eines der nervigsten Geschäfte (nur getoppt von den unzähligen Baumarkt- und Möbelfilialen, die in Deutschland wie wild aus dem Boden sprießen) und siehe da 10 Minuten später ist das Shoppingerlebnis zu Ende. Das konnte ich nun wirklich nicht ahnen. Normalerweise ist dieser Laden immer überfüllt nach Feierabend und man bringt seine Zeit wartenderweise am Tresen zu und langweilt sich. Um die lange Wartezeit zu überbrücken, nehme ich normalerweise immer ein Buch mit, aber da grad keins zur Hand hatte, rüstete ich mich mit meiner Lieblings-Rosenstolz CD und meinem uralten portablen CD-Player, der normalerweise im Auto liegt, seit mein CD-Wechsler zusammen mit meinem Golf den Besitzer gewechselt hat. Ein Verkäufer, schätzungsweise Anfang 20, ist anscheinend so überwältigt von so viel Voraussicht und technischer Antiquiertheit, dass ich gleichzeitig mit meinem Deckel auch noch den Tipp mit auf den Weg bekomme, dass es gibt mittlerweile auch mp3-Player gäbe. Unglaublich!
Ich verlasse also den Laden zufrieden mit mir und meinem neu erworbenen Schmuckstück und in einem Anflug von Aktionismus wechsle ich das defekte Teil sofort an Ort und Stelle. Ich bin wirklich stolz auf mich ob dieser Menge an Tatendrang. 🙂
Immer noch zufrieden mit mir fahre ich heim und grinse so vor mich hin. Plötzlich, kurz nachdem ich die Autobahn verlassen habe, aus heiterem Himmel dieses gleiche markdurchdringende schrille Piepsen, dass mich seit Wochen mehr oder weniger nervt. „Kruxifix! So ein Scheiß! Die Kühlerflüssigkeitsanzeige leuchtet auf! Na ganz toll.“ Deprimiert, ob so viel Dreistheit seitens meines neuen Autos (es sollte doch froh sein, dass ich ihm endlich die gewünschte Anteilnahme geschenkt habe!) fahre ich gar nicht erst heim, sondern auf ein Bier in meine Stammkneipe!! Dort klage ich erst einmal jedem der es hören will – oder auch nicht – mein Leid. Und was muss ich erfahren? Mein geliebter Automechaniker, der mein absolutes Vertrauen genießt ist seit 4 Wochen nicht mehr in seiner Werkstatt! Ja Sack Zement, was für ein Antilauf! Hätte ich mal lieber nicht ganz so lange prokrastiniert! Das ist mir eine Lehre.
PS: Für alle, die (wie ich übrigens auch 🙂 verhaltenspsychologisch nicht ganz so bewandert sind: Prokrastination ist die hohe Kunst des chronischen Aufschiebens. Ob ich persönlich zur Gattung der Erregungsaufschieber oder der Vermeidungsaufschieber gehöre … tja wer weiß 🙂